Dienstag, 18. Oktober 2016

Ach, ich war so stolz auf mich! Über zwei Monate nicht mehr gezockt. Kein Rumballern in Call of Duty, kein Zombie-Zerhacken in Dying Light. Statt nächtelangem Daddeln hab ich mir abends gerne mal ein Buch geschnappt, ein paar Seiten gelesen und ich bin nicht selten noch vor Mitternacht im Lummerland gewesen. Die letzten beiden Tage hatte ich allerdings einen "kleinen" Rückfall. "Nur mal kurz reingucken" - zack, läuten die 7-Uhr-Glocken. Aber es ist nur Star Wars, das ist ja harmlos und auf jeden Fall Gut gegen Böse und so :) Bin jetzt ein Jedi-Ritter und habe gestern (bzw. heute Morgen) mein erstes Lichtschwert geschmiedet :)

Sonntag, 12. Juni 2016

Schland

Ich bin kein Freund von Massenveranstaltungen (außer Demos :) und ich finde Fußball super-langweilig. Das Thema WM oder EM (oder wie auch immer das heißt, was wir grade haben :) ist in meinen Augen trotzdem spannend, weil es die Frage aufwirft: Darf man für sein Land jubeln und das auch noch als Deutscher?

Deutschland ist für mich erstmal einfach nur ein Ort, so etwas wie Hamburg. Wenn jemand diesen Ort gut findet, ist das für mich erstmal okay. Wenn sich jemand mit diesem Ort verbunden fühlt, auch. Manche kaufen sich einen Hamburg-Kaffeebecher, manche vielleicht auch einen Deutschland-Kaffeebecher – wo ist der Unterschied? Ich besitze zwar keine Deutschland-Fahne, aber eine Tibet-Fahne – wo ist der Unterschied?

Ich halte mich für keinen besonders heimatverbundenen Menschen (ich bin in der Welt zu Hause :) Ich hatte aber mal an einem spanischen Flughafen ein Aha-Erlebnis: Dort stand „Hamburgo“ und ich habe mich darüber gefreut. Hamburg, das klang so vertraut. Und obwohl es Tausend Dinge in Hamburg gibt, die ich scheiße finde, gibt es eben auch vieles, was ich dort toll finde.

Stolz auf das eigene Land? Geht so. Aber als Merkel die Energiewende ausgerufen hat, dachte ich: sehr gut, damit kann ich mich identifizieren (mit den Wasserkraftwerken, die Fische töten, allerdings weniger).

An Deutschland finde ich vieles richtig scheiße und vieles richtig gut. Ich finde Japan toll und trotzdem gibt es viele Dinge, die ich an Japan nicht gut finde.

Die Frage ist doch: Wenn wir ein Land gut finden, schauen wir dann gleichzeitig auf ein anderes herab? Meine Erfahrung ist: Je mehr ich von einem anderen Land kennenlerne, desto mehr kann ich daran gut finden.

Ich finde es cool, dass hier Ludwig van Beethoven gelebt hat, aber ich höre auch gerne Erik Satie.

Weltmeisterschaften kann man – wie alle Wettkämpfe – natürlich erstmal in Frage stellen. Konkurrenz ist ja oft so scheiße. In unserer Leistungsgesellschaft werden Menschen nicht selten übel gegeneinander ausgespielt. Warum dieses Gegeneinander? Sehr fragwürdig. Im Sport finde ich es aber okay: Man übt etwas und misst sich mit jemandem und gibt sich anschließend die Hand oder verbeugt sich. Ich kenne das aus den Kampfkünsten und wenn ich merke, ich trainiere mit einem starken „Gegner“, bin ich motiviert, besser zu werden und das kommt doch uns beiden zugute.

Und bei der WM von Anfang an für Deutschland jubeln, obwohl man noch gar nicht weiß, wie gut die deutsche Mannschaft diesmal spielt? Bei einem Sportereignis haben Leute meistens ein Lieblingsteam oder einen Lieblingssportler, dem sie zujubeln wollen – schon bevor das Spiel oder der Kampf beginnt. Deswegen kann man doch trotzdem auch die Leistung des „Gegners“ anerkennen.


Wenn jemand sagt, „Ich liebe Deutschland“, habe ich damit erstmal kein Problem. Man müsste sich dann halt noch nach den Gründen erkundigen. Wenn dann kommt „Weil wir alle so geile Germanen sind und die anderen nicht“, wird’s natürlich schwierig.

Montag, 2. November 2015

Ego ist out

Angsterfüllt versucht das Rind sich umzudrehen, doch der schmutzige Gang des Schlachthofes ist zu eng. Der Gang führt nur in eine Richtung, in Richtung Tod. Stromschläge drängen das hilflose Tier seinem Ende entgegen. Kurze Zeit später: Bolzenschuss. Ein weiteres Leben sinnlos ausgelöscht. Todesstrafe für Unschuldige – Speziesismus macht's möglich.

Warum töten wir ohne Not? Warum führen wir Kriege? Warum sind wir grausam? Fragen, die uns Unity zärtlich um die Ohren haut.

Unity fliegt im Zeitraffer durch die Menschheitsgeschichte, kratzt überall mal ein bisschen an der Oberfläche, streut ein paar wilde Thesen ein, gibt einen ordentlichen Schuss „Go vegan!“ dazu, verrührt alles kräftig und schließlich kommt raus: Liebe ist die Lösung für all unsere Probleme. Sorry für den Spoiler.

Macht es sich Unity ein bisschen einfach oder ist es am Ende vielleicht tatsächlich alles so einfach? Man darf skeptisch sein. Von Unity habe ich mir mehr versprochen, aber ich gebe zu: Meine Erwartungen waren sicher zu hoch. Der „What is the ultimate goal of your life?“-Unity-Trailer letztes Jahr hat mich umgehauen. Der beste Trailer, den ich je gesehen habe. Bei Weitem. Unzählige Male habe ich ihn mir angeschaut. Unzählige Male habe ich geweint, unzählige Male hatte ich Gänsehaut – oder antispezisistisch korrekt ausgedrückt: Noppenhaut.

Einige kritisieren an Unity die deutliche Veganismus-Forderung, aber das sagt vermutlich mehr über die Kritiker aus, als über Unity. Der Film ist nichts für schwache Nerven, denn neben Momenten, die Hoffnung geben, erwartet den Zuschauer mitunter wirklich kranker Scheiß. Unglaublich, wie wir mit uns und nichtmenschlichen Tieren umgehen.

Bei der „Auswahl“ der Sprecher sind die Unity-Macher ein bisschen durchgedreht: In Unity tragen nicht weniger als 100 prominente Sprecher mal mehr, mal weniger Geistreiches vor. Teilweise sprechen sie großartig, teilweise pathetisch. Viele Stimmen für eine Sache – vielleicht passt das gut zum Thema, aber es bleibt doch ein deutlicher Beigeschmack von „Guck mal, wer bei unserem Film alles Tolles mitgemacht hat“-PR-Hascherei. Ich weiß, der Film muss irgendwie verkauft werden, aber muss man Celebrity Placement so exzessiv betreiben? Der ständige Sprecher-Wechsel ist echt anstrengend, um nicht zu sagen nervig – ich fühle mich halt ein bisschen so, als wenn 100 Leute gleichzeitig auf mich einreden.

Unity ist plakativ und naiv. Unity hat ganz klar seine Schwächen und trotzdem: Immer wieder bin ich ergriffen, während dieser 99-minütige Werbespot für Mitgefühl auf mich niederprasselt. Der Film bietet einen schönen Soundtrack und jede Menge starke Bilder; Bilder, die nachwirken. Wirklich neue Erkenntnisse habe ich durch Unity allerdings nicht gewonnen. Es bleibt dabei: Bau keine Scheiße. Sei liebevoll.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

Website: https://unitythemovement.com/